So laut wie ein Düsenflieger
Die Lauterachtal-Grundschule konnte kürzlich zwei besondere Gäste begrüßen. Zum einen Herrn Rudolf Leitl, den Betreuer des Fledermaushauses in Hohenburg, und zum anderen hatte er natürlich eine „Große Hufeisennase“, so der Name der dort lebenden Fledermausart, dabei. Die „Große Hufeisennase“ gehört zur Gattung der Fledertiere (Chiroptera), die es schon seit 65 Millionen Jahren auf der Erde gibt. In Deutschland leben die „Große und die Kleine Hufeisennase“. In Hohenburg sind die Gattungen der „Großen Hufeisennase“ und das „Große Mausohr“ vertreten. Der Name „Große Hufeisennase“ begründet sich auf den hufeisenförmigen Nasenaufsatz. Diesen verwendet die Fledermaus zur Schallbündelung, d.h. sie „ruft“ aus der Nase, gibt also Laute aus der Nase ab, um sie durch das sogenannte Echobildhören zu orientieren und Beute aufzuspüren. Das hat den Vorteil, dass auch mit Beute im Mund Laute ausgestoßen werden können. Die Rhinolophus ferrumequinum, so der genaue wissenschaftliche Name, jagt, indem sie sich an Bäume oder Steine hängt und dann auf die Beute herabfliegt. Zur Beute gehören vorwiegend Großinsekten, wie Käfer und Nachtschmetterlinge. Eine „Große Hufeisennase“ wiegt ungefähr 24 Gramm, hat eine Körperlänge von 7 cm und eine Spannweite von bis zu 40 cm. Sie stößt 200 Rufe pro Sekunde aus und zwar in einer Lautstärke von 120 Dezibel, was mit einem startenden Düsenflugzeug vergleichbar ist. Glücklicherweise können wir diese Rufe nicht hören, da sie in einer so hohen Frequenz ausgestoßen werden, dass sie vom menschlichen Ohr nicht wahrgenommen werden können. Zum Leben brauchen diese Tiere große Höhlen als Quartier, Gebäude mit freiem Einflug, wie das Fledermaushaus, und strukturreiche Landschaften, in denen viele Insekten leben. Rudi Leitl musste seine Ausführungen immer wieder unterbrechen, da von Seiten der Schüler sehr viele Fragen kamen, was das große Interesse der Kinder widerspiegelte. Im Anschluss ging Leitl noch auf die Geschichte des Fledermaushauses in Hohenburg ein. Die erste Dokumentation von Fledermäusen in Hohenburg erfolgte 1961 von Dr. Manfred Kraus, dem früheren Direktor des Nürnberger Tiergartens. 1992 führte eine Fledermausgruppe um Professor Otto von Helversen erste Netzfänge und Telemetrie durch. In diesem Jahr wurde auch die Wochenstube im Fledermaushaus entdeckt. Daraufhin wurde dieses Haus zunächst an die Regierung der Oberpfalz verpachtet. Im Jahr 2008 kaufte der Freistaat Bayern dann dieses Anwesen und das einsturzgefährdete Gebäude wurde bis 2011 saniert. Trotz der Renovierungsarbeiten, die von Leitl so koordiniert wurden, dass die Fledermäuse möglichst wenig gestört wurden, nahm die Population der „Großen Hufeisennase“ zu, was sehr erfreulich ist. Jetzt kann man sogar mit Hilfe einer Webcam ins Fledermaushaus schauen. Ziel dieses Projektes ist es, in der größeren Umgebung noch weitere Fledermauskolonien ansässig zu machen, um ein Aussterben dieser Tierart zu verhindern. Die Kinder durften zum Ende des Vortrages noch eine Fledermauswette abschließen, bei der es darum geht, wann die Tiere wieder aus ihrer Winterhöhle kommen und wie viele Tiere und Junge es sein werden. Zum Abschluss zeigte Rudolf Leitl den Kindern eine echte, lebende „Große Hufeisennase“, die die Kinder sogar streicheln durften, was natürlich für große Begeisterung sorgte.